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Zwischen Currywurst und Champagner
232 Seiten (SW) 15,80.-€ Bestellbar über Kontakte
Auszüge aus "Zwischen Currywurst und Champagner"
der Versuch einer künstlerischen Biografie (aus Teil 1)
Die Sonntage waren keine Sonntage wie heute. Die Älteren erinnern sich sicherlich, der Sonntag war noch was ganz besonderes. Das Ganze fing schon mit der Kleidung an. Man putzte sich heraus. Sonntagskleidung war angesagt, man trug auf, was der Geldbeutel zu bieten hatte. Der Mann im Anzug, die Frau im schicken Kleid und wir Kinder. Ich würde heutzutage nicht einmal zum Fasching so gehen. Meine Sonntagskleidung im Sommer. Weißes Hemd, kurze Lederhose, weiße Kniestrümpfe und braune Sandalen. Eigentlich müsste man seine Eltern heute noch dafür verklagen können. Das einzige was es erträglich machte, alle liefen so herum. Allerdings hab ich mich damals schon für diese Sandalen geschämt. Wir waren nicht jeden Sonntag auf dem Killesberg. Es gab auch mal einen Zoobesuch, eine Neckar Schifffahrt. Jedoch wenn mich meine Erinnerung nicht täuschst, waren wir wohl schon circa alle 14 Tage auf dem Killesberg. Es ist nicht so gewesen das ich da was dagegen gehabt hätte, ganz im Gegenteil, auf dem Killesberg gab es eine Kleinbahn (die es bis heute gibt) und eine Sesselbahn. Für mich als Kind gab es nichts Interessanteres mich mit der Dampflok durchs Parkgelände ziehen zu lassen. Noch heute treibt es mich immer mal wieder in den Park um eine Runde „Zügle“ zu fahren. Auch die Sesselbahn hatte es mir angetan, jeder Zwischenpfeiler war ein Abenteuer für sich, dass damals nie ein Lift vom Seil sprang, wundert mich heute noch. Niemals würde ich heutzutage in so eine Bahn einsteigen. Aber wie erwähnt man war jung und unerschrocken. Nachdem mein Opa die ersten 2 Stunden über sich ergehen lassen hat, ging es endlich zum Bier in seine „Ländliche“. Mein Opa ist in meiner Erinnerung ein sehr ruhiger ausgeglichener Mensch gewesen. Nie wurde er laut, er war stets darauf bedacht mit seinen Mitmenschen auszukommen. Über Reichtum verfügte er auch nicht, allerdings frage ich mich im Nachhinein, wie er sich die ganzen Bierrunden für die Musiker der Blaskapelle leisten konnte. Denn eine Runde Dirigieren kostete eine Runde Bier, wo wir uns schon meinen ersten öffentlichen Auftritten nähern. Sein ganzer Stolz war es, seinen Enkel, also mich jedes Mal auf die Bühne zu schicken, dass ich einen Marsch dirigiere. Klasse! So stand ich also in meiner Lederhose auf der Bühne, bekam noch einen Tiroler Hut von einem verschwitzten Blasmusiker auf den Kopf gesetzt und habe das Publikum unterhalten. Wenn ich das mit meinen Kindern gemacht hätte, wäre am nächsten Tag das Jugendamt vor der Tür gestanden. Zu Recht, aber damals fand ich das Ganze gar nicht so furchtbar, weil nach jedem Auftritt gab es ein Stück Nusstorte (auf die ich heute noch steh) und eine Flasche „Fanta“. Ja damals gab es noch richtiges Fanta, in der rostig orangenen Flasche, die unten noch gerippt war.
Ein perfekter Tag
Samstagmorgen; ich wache auf
Atme tief, bin schon gut drauf
Die Sonne scheint, die Vögel singen
Welch ein Tag er kann beginnen
Aus der Küche höre ich deine Stimme, mein Hund stubst mir zärtlich ins Gesicht
Dass er dabei furchtbar sappert, fällt nicht weiter ins Gewicht
Kurz die Zeitung aufgeschlagen, die Nachrichtenlage ist gut
Selbst die Griechen ist zu lesen, fassen neuen Mut
Mein Fußballverein ist für das Spiel heute Mittag der große Favorit
Auch die Gesundheitsreform ist laut Meldungen, wieder richtig fit
Heute ist ein wunderschöner Tag
Ein Tag wo das Leben mich so richtig mag
Mit einem Lächeln möchte ich durch die Gassen gehn
Einmal in der ersten Reihe stehn
Lasse mich treiben, so frei wie ein Vogel im Wind
Bin ganz unbeschwert wie damals als Kind
Es gibt einfach nichts zu klagen
An solchen perfekten Tagen
Ich schaue hinaus kann mich an Blumen erfreuen
Habe heute nichts an meinem Gewicht zu bereuen
Mittags im Stadion, mit Freunden zwei Bier
Glücklich zufrieden, die Sieger sind wir
Der Anlass ermuntert, so ganz ohne Zwang
Noch ein Glas zu trinken, der Tag ist noch lang
Mit dir an meiner Seite, kehrt der Abend langsam ein
Den Augenblick genießen, heute nicht bescheiden sein
Ein perfekter Tag neigt sich dem Ende, Wiederholung, gerne wann?
Und wie am frühen Morgen stubst mich wieder eine Hundeschnauze an
Heute ist ein wunderschöner Tag
Ein Tag wo das Leben mich so richtig mag
Mit einem Lächeln möchte ich durch die Gassen gehen
Einmal in der ersten Reihe stehn
Lasse mich treiben, so frei wie ein Vogel im Wind
Bin ganz unbeschwert wie damals als Kind
Es gibt einfach nichts zu klagen
An solchen perfekten Tagen
Heute ist ein wunderschöner Tag
Ein Tag wo das Leben mich so richtig mag
Mit einem Lächeln möchte ich durch die Gassen gehen
Einmal in der ersten Reihe stehn
Lasse mich treiben, so frei wie ein Vogel im Wind
Bin ganz unbeschwert wie damals als Kind
Es gibt einfach nichts zu klagen
An solchen perfekten Tagen
Und jeder der sich denkt, dieses Lied ist viel zu schön um wahr zu sein,
macht euch keine Sorgen
Beschissene Tage gibt es noch genug,
vielleicht schon Morgen
Der Text zu diesem Song, fiel mir an einem wunderschönen Samstagmorgen auf dem Balkon ein. Es klingt ja wirklich kitschig, aber die Sonne gab ihr Bestes, die Vögel sangen um die Wette und mit der Aussicht mittags die Aufstiegsfeier der Stuttgarter Kickers zu erleben, dachte ich mir, das wird doch heute ein perfekter Tag. Wichtig war mir, das dieser Text der erste in meinem Buch sein sollte, den perfekte Tage gibt es nicht viele, deshalb sollte man Ihnen stets einen wichtigen Platz einräumen.
Es war an einem Abend, wie viele andere vorher, unter leichtem bis mittlerem Biereinfluss kamen wir auf die geistreiche Idee, wir gründen eine Band! Wäre ja nicht weiter schlimm gewesen, das dumme daran war, wir waren auch noch am nächsten Tag von diesem Einfall wie beseelt. „Joe Leinigen“, an der Sologitarre, „Rainer Janson“, an den Keyboards,“ Mimi“ (der Nachname ist mir entfallen), an der Rhythmusgitarre, „Rudi Camps“ am Bass, „Walter Liebl“, als Sänger und „Ich“, an den Drums. Halleluja, das hatte gesessen. Gut Joe, wie sich herausstellte war ein ordentlicher Gitarrist, auch Mimi konnte wohl ein Lagerfeuer unterhalten und Walter war ein ganz passabler Sänger, aber der Rest!
Ein Bandname musste her und der passte wie die Faust aufs Auge. „Caos“ war geboren, richtig „Caos“ ohne H war unser Bandname. Wir kratzten unsere letzten Gröten zusammen und fuhren nach Singen am Bodensee zu einem Musikladen, den uns unsere Managerin empfohlen hatte. Noch kein Song geradeaus gespielt aber ja, wir hatten schon eine Managerin. Rudis Freundin Gudrun hatte sich unsereins angenommen. Rudi unser Bassist stand bevor er Gudrun kennenlernte eigentlich auf Männer, aber die Avantgarde Künstlerin brachte es irgendwie hin, dass er die Richtung wechselte. Sie war um einige Jahre älter als unser Bassist. Eines Tages fragte mich Rudi einmal ob ich mit Ihm zu seinem Ex Freund fahren würde um noch ein paar Klamotten abzuholen. Alleine hätte er Angst, da sein Ex vielleicht aus Eifersucht zu falschen Handlungen neigen könnte. Okay, kein Problem ich bin dabei, sagte ich. Jedoch hatten wir schon beim öffnen der Türe ein Problem. Was Rudi mir wissentlich verschwiegen hatte war die Tatsache, dass sein Ex Freund ca. 1,95 Meter groß war und sich dem Körperbau nach nur von blutigen Steaks ernährte. Aber letztendlich blieb die Lage entspannt. Wir fuhren also nach Singen. Rudi kaufte sich eine blaue Bassgitarre, wie sie klang war im Prinzip völlig egal, Hauptsache sie machte äußerlich einen tollen Eindruck. Rainer kaufte sich ein Keyboard und ich fasste mir ein Schlagzeug aus. Der Verkäufer in dem Musikgeschäft hat sich wahrscheinlich bis heute nicht von seinem Lachkrampf erholt. Er hätte uns wohl auch noch eine Luftgitarre andrehen können, so ahnungslos waren wir. Aber wir waren eine Band mit Instrumenten. Ein Übungsraum war schnell im Keller unserer Stammkneipe gefunden und so konnten wir uns, dank unserer 2 Gitarristen (wie gesagt die konnten ja schon ein wenig spielen) an unser erstes Lied wagen. "Don't Bring Me Down" vom “Electric Light Orchestra (ELO)” war unser erstes selbstgespieltes Lied. Wie gesagt wir probten im Keller und niemand bekam es mit. Mein Schlagzeug- spiel bestand aus einem Rhythmusschlag, wo ich auf das Becken abfeuerte. Rainer spielte, so glaube ich zu Wissen einen Ton auf seinem Keyboard und unser Sänger „Walter“ kannte auch nur den Refrain auswendig. Kurzum es war ein Desaster.
Des Teufels Rock‘n Roll
Willkommen im Tanzclub in der Hölle,
heute Nacht geht es wieder rund
Politiker und Sektenführer,
die Auswahl ist heut wieder bunt
Manager und Bankenkrieger,
ein Kurioses stell dich ein
Beim Stehblues wird beschlossen,
wie halten wir die Menschheit klein
Ein Konklave von traurigen Gestalten,
äußerlich korrekt, adrett
Sie legen eine kesse Sohle,
auf des Teufels Tanzparkett
Der Beat der wummert aus den Boxen,
Champagner fließt im Größenwahn
Man ist stolz dazu, zu gehören,
zum Egomanen Teufels Clan
Der Teufel reibt sich seine Hände,
seine Stimmung riesengroß
Er denkt sich solang ich solche Kunden habe,
werde ich nicht arbeitslos
Denn der Teufel frisst die Seele auf
und fühlt sich pudelwohl
In der Höhle dort ist Totentanz,
des Teufels Rock´n Roll
Musik aus einer finsteren Tiefe,
für die Menschen nicht bestimmt
Hier wird nur die diabolische Elite,
zum Untergang der Welt getrimmt
Ob Kriegstreiber oder religiöse Hetzer,
alle sind sie da
Wagen vor Freude, heut ein Tänzchen,
das Ende unserer heilen Welt ist nah
Auch der Teufel lässt sich heut nicht bitten,
lädt zum opulenten Mahl
Kinderleichen, Armutsopfer,
stehen heut zur Speisewahl
Um Mitternacht singt ein Dämon von damals,
braunes Hemd, mit Bariton
Auf ihr Schergen lasst uns rocken,
bringt für mich den späten Lohn
Kinderarbeit, Tiere quälen,
darauf Freunde einen toast
Hungerleiden, Kriegsverbrechen,
hebt das Glas voll Blut und Prost
Das letzte Wort an diesem Abend, hat der Teufel,
Freunde, heute trete ich zurück
Es gibt noch Schlimmere auf Erden,
Herr im Himmel hab ich Glück
Denn der Teufel frisst die Seele auf
und fühlt sich pudelwohl
In der Höhle dort ist Totentanz,
des Teufels Rock´n Roll
Musik aus einer finsteren Tiefe,
für die Menschen nicht bestimmt
Hier wird nur die diabolische Elite,
zum Untergang der Welt getrimmt
Denn der Teufel frisst die Seele auf
und fühlt sich pudelwohl
In der Höhle dort ist Totentanz,
des Teufels Rock´n Roll
des Teufels Rock´n Roll
des Teufels Rock´n Roll
Als ich diesen Text schrieb, wurde mir eigentlich richtig bewusst wie machtlos, wie hilflos man doch eigentlich manchen Dingen auf dieser Welt entgegen steht. Doch es gibt noch Menschen die gegen das Unrecht im Kleinen und im Großen ankämpfen. Man sollte den Glauben an das Gute noch nicht aufgeben.
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